Vortrag für die Oberstufe am 17. März 2017

Am Freitag, 17. März 2017, hält Herr Dr. Andreas Edmüller, Privatdozent der LMU München, einen Vortrag zu dem Thema: Moral- und Rechtsphilosophie und die Frage nach dem Freien Willen.

Unser Rechtssystem, unsere Moral und unser Selbstverständnis als eigenverantwortlich handelnde Personen bauen auf einer zentralen Grundannahme auf: Wir können uns im Normalfall frei entscheiden, was wir tun; es liegt in erster Linie an uns, welche von verschiedenen Handlungsmöglichkeiten wir wahrnehmen. Deshalb sind wir für unser Tun verantwortlich, werden zu Recht getadelt und gelobt, bestraft und belohnt.

Die Naturwissenschaften scheinen diese Grundannahme als Illusion zu entlarven. Das Gedankenexperiment zum Laplaceschen Dämon veranschaulicht das in aller Klarheit:

Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Universums als Folge eines früheren Zustandes ansehen und als Ursache des Zustandes, der danach kommt. Eine Intelligenz, die in einem gegebenen Augenblick alle Kräfte kennt, mit denen die Welt begabt ist, und die gegenwärtige Lage der Gebilde, die sie zusammensetzen, und die überdies umfassend genug wäre, diese Kenntnisse der Analyse zu unterwerfen, würde in der gleichen Formel die Bewegungen der größten Himmelskörper und die des leichtesten Atoms einbegreifen. Nichts wäre für sie ungewiss, Zukunft und Vergangenheit lägen klar vor ihren Augen. Pierre-Simon Laplace, 1814

Stimmt diese Annahme eines durchgängigen kausalen Determinismus, so beruht die Vorstellung, wir hätten oft anders handeln oder einen anderen Weg einschlagen können, auf einer Illusion. Im Grunde sind wir Rädchen in einem komplexen Getriebe, die sich vormachen, dieses Getriebe mit zu steuern.

Damit aber stehen wir vor einem schwerwiegenden Dilemma: Unser Selbstverständnis als eigenverantwortliche Personen scheint nicht vereinbar mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften zu sein!

Der Wissenschaftliche Realismus ist eine philosophisch-erkenntnistheoretische Position, die den Naturwissenschaften die uneingeschränkte Kompetenz zur Beschreibung unseres Universums zugesteht. Weder Philosophie noch Theologie können dazu inhaltliche Beiträge leisten. Im Vortrag möchte ich auf Basis dieses Wissenschaftlichen Realismus zeigen, wie sich das Dilemma auflösen lässt und unsere Eigenverantwortung mit dem wissenschaftlichen Weltbild in Einklang gebracht werden kann.

Pflichtveranstaltung für alle Teilnehmer der Oberstufe des Hochrhein-Seminars!
Gäste sind herzlich willkommen! Hallmann / Goldau

O_2017-03-17 Moral-Rechtsphilosophie

Vortrag für die Oberstufe am 17. März 2017
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